Admont – Seitenstetten

 

Genau ein Jahr und einen Tag nach der unsere Ankunft in Admont setzen wir unseren Weg ebendort fort. Das Wetter ist vom feinsten und in der frühen Morgenstunde geht’s entlang dem Weitwanderweg 01 den imposanten Haller Mauern entgegen. Über die Gstattmair Wiese hinauf heizt uns schon ganz schön die Sonne ein, aber bald ist das Pyhrgasgatterl – der ‚Grenzübergang‘ von Steiermark nach Oberösterreich - auf ca. 1300 m Seehöhe erreicht. Von da sind’s nur mehr wenige Minuten zum Rohrrauer Haus, die Stille, die uns bis jetzt begleitet hat, schlägt fast schlagartig um. An diesem Feiertag (Maria Himmelfahrt) hat es anscheinend ganz Oberösterreich auf dieses Gebiet abgesehen. Nach einer stärkenden Rast geht es durch eine der größten und eindrucksvollsten Felsklammen des Landes, die Dr. Vogelgesang Klamm, dem Tal zu. Obwohl wir hier als ‚Geisterfahrer‘ talabwärts unterwegs sind, bietet die kühn angelegte Steiganlage herrliche Tiefblicke und einen angenehm kühlen Weiterweg. Nach knappen sechs Stunden ist Spital am Pyhrn mit der mächtige Stiftskirche, bei der der Benedikt Weg über St. Paul im Lavanttal bis nach Gonij Grad beginnt, erreicht. Uns zieht es in den gegenüber liegenden Gastgarten der örtlichen Konditorei und dann nordwärts übers Garstner Eck dem Etappenziel Windischgarsten zu.

Am nächsten Tag steigen wir mit frischen Kräften bergan übers Haslersgatterl in den Nationalpark Kalkalpen und dem geschichtsträchtigen Steyrsteg folgend ins Tal der Krummen Steyerling. Bevor das altehrwürdige Forsthaus im Bodinggraben erreicht wird heißt es aber schon wieder bergauf auf die neu errichtete Schaumbergalm. Die übliche Kaffeejause bei der Sennerin führt dazu, dass auf dem Übergang zur Ebenforstalm so nebenbei von einigen noch die Spitzen des Trämpl und Alpstein mitgenommen werden. Nun gut, die Ebenforstalm hat halt so ihre Einschränkungen in den Nächtigungsmöglichkeiten (sehr einfache Lager, Kaltwasserdusche aus dem Schlauch im Hof usw.), dafür kann die Hüttenwirtin aber mit permanent frischem Topfenstrudel aufwarten.

Nachdem sich der vorabendliche Nieselregen wieder in schönstes Wanderwetter gewandelt hat, geht’s am nächsten Morgen hinein ins Reichraminger Hintergebirge; diese urwüchsige Waldlandschaft ist der eigentliche Kern des Nationalparks Kalkalpen. Zuerst mal gleich mal 700 Höhenmeter hinunter zum – nomen es omen – Großen Bach, wo wir uns unter die vielen sonntäglichen Mountainbiker mischen. Gerade auf dem Teilstück zwischen Maieralm und Brunnbach beneiden wir die Zweiradler, vor allem wenn die E-Mobilität auch noch hilft. Dieses Wegstück bietet außer einer ziemlich staubigen Schotterstraße nur extreme Mittagshitze. Den Asphalthatscher hinaus nach Großraming überwinden wir nonchalant mit Hilfe eines Wandertaxis. Von Großraming führt gleich hinter der Kirche der Planetenweg in die richtige Richtung. Die Landschaft hat sich komplett gewandelt. Hinter uns die Berge der Haller Mauern und das Reichraminger Hintergebirge, vor uns die steile Hügellandschaft am Übergang zum Mostviertel. Zwischen Bauernhöfen mit Zeit für Rast und Tratsch geht’s weiter, steilen Wiesen entlang und an einsamen Kapellen vorbei. In der Abendsonne taucht vor uns Maria Neustift auf, wo wir schlussendlich Quartier gefunden haben.

Der letzte Tag ist angebrochen. Das Wetter meint es weiterhin sehr gut mit uns. Der Morgennebel hat sich bald verzogen und für uns geht es über runde Hügel mit klingenden Namen wie Briefberg, Großschöneck usw. nordwärts. Der Blick schweift weit, im Norden bis zum Mühl- und Waldviertel, im Osten der Ötscher und im Süden von den Ennstaler Alpen zum Toten Gebirge. Der Abstieg ins Urltal ist voller Vorfreude auf den langersehnten Most – wozu sind wir den im Mostviertel angelangt, aber die Gesichter werden immer länger, die Wirtshäuser strafen uns mit Sperren wegen Urlaub uns sonst noch was. Also kratzen wir unsere letzten Jausenreste zusammen und hoffen, dass bei dem einen oder anderen Bauernhaus vielleicht doch noch etwas Most aufzutreiben ist. Noch einmal geht es hinauf – auf den Rastberg- und dann aber gemächlich hinunter nach Treffling. Dort werden wir auch fündig und eine äußerst gastfreundliche Bäuerin hat für uns nicht nur genügend Most, sondern auch noch exzellente selbstgemachte Schaumrollen. Diese Einkehrmöglichkeit hat uns der Himmel geschickt und wir wären auch fast nicht mehr von der Hausbank weggekommen, hätten da nicht noch die letzten 2- 3 km zum Stift Seitenstätten gefehlt. Hinter einem weiten Acker tauchen zuerst der Mairhof des Stiftes und dann das Stift Seitenstetten auf. Mit einem erhabenen Gefühl und voller Freude das Ziel erreicht zu haben werden wir mit Glockengeläut des Benediktinerstiftes Seitenstetten empfangen.

Somit findet ein Weg sein Ende, der von Kloster zu Kloster führt und dabei größtenteils abseits ausgetretener Wege die Vielfalt der österreichischen Landschaft berührt.

 

 

Wegdaten:

Ein Weg, der durch Gegenden führt, die unterschiedlicher nicht sein können. Vom Grazer Bergland beginnend, durch die Niederen Tauern und das Sengsengebirge hinein in die Wälder des Reichraminger Hintergebirges bis zur lieblichen Hügellandschaft des Mostviertels. Für den ersten und die beiden letzten Tage ist Kartenkenntnis von Vorteil, etliche Teilstrecken sind nicht markiert, es sind jedoch immer Wege vorhanden, man muss sie nur finden.

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Admont: Nächtigungsmöglichkeiten im Ort

Tag 1: Admont – Windischgarsten

26 km, 1100 m rauf und runter Nächtigungsmöglichkeiten im Ort

Tag 2: Windischgarsten – Ebenforstalm

18 km, 1300 m rauf und ca. 800 m runter, sehr einfache Nächtigungsmöglichkeit

Tag 3: Ebenforstalm – Maria Neustift

25 km, 850 m rauf 1350 m runter, mit dem Wegstück Brunnbach – Großraming, ca. 10 km und 300 Höhenmeter mehr, Nächtigungsmöglichkeiten im Ort (Qualität sehr schwankend)

Tag 4: Maria Neustift – Seitenstetten

ca. 10 km und 400 Höhenmeter

 

Status: 2012-09